Crailsheimer
Historischer Verein e. V.

Mittwoch
Vortrag von Monika Firla

Türken Trachten

Wie überall in Süddeutschland lassen sich Menschen aus dem Osmanischen Reich („Türken“) seit dem 16. Jahrhundert auch in Hohenlohe belegen. Der neunjährigen Hassan, 1599 in Crailsheim getauft, darf als einer der ersten gelten. In Langenburg, Ingelfingen und Pfedelbach finden sich 1689-91 sieben Personen. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts meist als Kriegsgefangene von Adeligen in die neue Heimat gebracht, durchliefen die „Türken“ Schul- und Religionsunterricht mit anschließender Christianisierung, lebten dann oft im höfischen Umkreis als Diener oder Soldaten und heirateten Alteingesessene. Ein einzigartiges Dokument der forcierten Integration ist die 1691 gedruckte Predigt anlässlich der Taufe der 24jährigen Aijsche aus Ofen (Budapest).

Aufgrund ihrer Herkunft aus einem Vielvölkerstaat verstand man unter „Türken“ auch Serben, Bosnier und Araber. Auf eine „türkische“ Abstammung blickte der k. k. Triester Hofpianist Angelo Kessissoglu zurück, der 1906 im Crailsheimer Fabersaal auftrat. Als eindeutiger Araber erweist sich aber der als „Türke“ bezeichnete Zirkusfakir Ali Ben Shar. Er zeigte 1909 seine Künste auf dem Leonhardschulplatz. Der Crailsheimer Stadtteil „Türkei“ erhielt seinen Namen übrigens Ende des 19. Jahrhunderts. Doch nur, weil man die bescheidenen Arbeiterunterkünfte dort mit denen im Osmanischen Reich gleichsetzte.

  • Eine Veranstaltung des Crailsheimer Historischen Vereins und des Stadtarchivs Crailsheim.
  • Gastreferentin: Monika Firla, AfriTüDe Geschichtswerkstatt, Stuttgart