Hexenverfolgung im Markgraftum Brandenburg-Ansbach und in der Herrschaft Sugenheim
von Traudl Kleefeld, Hans Gräser und Gernot Stepper
Im Jahr 1591 löste eine „Generalinstruction von den Trutten“ im Markgraftum Brandenburg-Ansbach eine flächendeckende Hexenverfolgung aus. Im Auftrag des Markgrafen Georg Friedrich hatte Adam Francisci, der lutherische Titularabt der Fürstenschule in Heilsbronn, dieses Gutachten verfaßt. Als Folge des Zusammenwirkens theologischer Lehrmeinungen von Geistlichen, strenger juristischer Maßnahmen der weltlichen Obrigkeit und irrationaler Ängste und sozialer Konflikte unter den markgräflichen Untertanen wurden hier am Ende des 16. Jahrhunderts zahlreiche Menschen, vorwiegend Frauen, auf grausame Weise hingerichtet.
Eine umfassende Zusammenschau der aus spärlichen Quellen aufgespürten Ereignisse im Markgraftum und eine Zusammenstellung aller aufgefundenen Fälle wird detailliert ergänzt durch die im Vergleich zu anderen ansbachischen Orten sehr umfangreichen Quellenbestände der ehemals markgräflichen Amtsstadt Crailsheim. Gleichzeitig werden die in Crailsheim geführten Hexenprozesse mit den andersartigen Entwicklungen in angrenzenden Territorien in Zusammenhang gebracht. Es wird konkret aufgezeigt, wie 1594 die Gefahr einer Prozeßwelle entsteht, diese jedoch aufgrund von Bedenken markgräflicher Beamter, Eingaben der Angehörigen und selbst Einsprüchen aus fremden Territorien nach „nur“ vier Hinrichtungen wieder abflaut.
Abgerundet werden diese Darstellung und die Edition der Crailsheimer Prozeßakten durch eine Beschreibung der Hexenprozesse im reichsritterschaftlichen Herrschaftsgebiet Sugenheim. Der damalige in enger Lehensabhängigkeit mit dem Markgraftum verbundene Landesherr Hans Georg von Seckendorff-Aberdar führte 1596 ebenfalls Hexenprozesse durch. Anhand der hier mitgeteilten „Urgichten“ (Geständnisse) der verurteilten Personen wird der „Normalverlauf“ von Hexenprozessen geradezu lehrbuchartig nachvollziehbar.
Diese neuen Forschungsergebnisse über Hexenprozesse im lutherischen Franken des 16. Jahrhunderts sind von besonderer Bedeutung für die Geschichte der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen auch über den regionalen Bereich hinaus.
Inhalt
Traudl Kleefeld
Hexenverfolgung im Markgraftum Ansbach im 16. Jahrhundert, insbesondere während der Regierungszeit des Markgrafen Georg Friedrich (1556–1603)
Die „Hexenlehre" – Der zerstörerische Geist der Zeit
Hexenverfolgung im Markgraftum Ansbach
I Hintergrund und Entwicklung
Das Markgraftum Ansbach im 16. Jahrhundert
Das weltliche Regiment Georg Friedrichs gegen „Unchristen und Böse"
„Straff der Zauberey“ – das spezielle Vorgehen gegen Zauberei 3.1 Reformation der Brandenburgischen Peinlichen Halsgerichtsordnung – Mandate 3.2 Einflüsse der Hexenverfolgungen in benachbarten Territorien 3.3 Kirchenvisitationen 3.4 Intensivierung der Maßnahmen ab 1590
Adam Franciscis „Generalinstruction von den Trutten“ 1591 4.1 Adam Francisci – Leben und Position 4.2 Inhalt der „Generalinstruction“ 4.3 Die Beschleunigung der „Verfolgungsspirale“
II Die Hexenprozesse
Spurensuche – Quellenlage im Markgraftum Ansbach
Höfischer Glanz – bäuerliches Elend: Blick auf die sozioökonomische Situation
Die ersten Verfahren und Hexenprozesse im 16. Jahrhundert 3.1 Barbara Schwab, Schwabach 1505 3.2 Gotteslästerung, Blasphemie, Wahrsagerei 3.3 Appolonia und Hans Prechtel, Weißenbronn 1560 3.4 Katharina Göser, Birk bei Creussen 1569
„Reformation" der Brandenburgischen Peinlichen Halsgerichtsordnung, Mandate, „Generalinstruction von den Trutten“ und die Folgen 4.1 Bonifacius und Anna Brecht, Weißenbronn 1582 4.2 Anna Weyerbäuerin, Aich 1582 4.3 Barbara Hörnlein, Weiterndorf 1582 4.4 Die im Ordre-Buch für Scharfrichter bezeugten Fälle der folgenden Jahre 4.5 Schwerpunkt Langenzenn 4.6 Schwerpunkt Cadolzburg 4.7 Schwerpunkt Schwabach 4.8 Schwerpunkt Crailsheim 4.9 Ausmaß der Verfolgungen im Markgraftum Ansbach und in den in ihm gelegenen anderen Herrschaftsgebieten
Aus dem „Alltag“ der Hexenprozesse im Markgraftum Ansbach 5.1 Verdächtigungen und Beschuldigungen 5.1.1 Potentiell der Hexerei verdächtige Personengruppen 5.1.2 Einschlägige Hexereidelikte 5.2 Justiz und Folter 5.2.1 Zuständigkeit und Durchführung der Prozesse 5.2.2 Folter 5.3 Geständnisse unter der Folter 5.3.1 Pakt und Vereinigung mit dem Teufel, Hexensabbat, Truttenzeichen 5.3.2 „Fragstück“ 5.4 Unkosten und Finanzierung 5.4.1 Beispiel einer Unkostenaufstellung (Margarete Bucklin) 5.4.2 Abrechnung in Ein- und Ausgaben (Stadt Crailsheim) – Einblick in die sozialen und gerichtlichen Verhältnisse 5.5 Widerstand und Aufbegehren 5.5.1 Anna Dürrin 1595 5.5.2 Hans Brechtelt 1560 5.5.3 Barbara Hedlerin 1592 5.5.4 Margarete Bucklin 1593
Nachwort, Quellen- und Literaturverzeichnis
Hans Gräser
Die Hexenprozesse in Crailsheim
Vorwort, Einleitung
- Ein erster Crailsheimer Hexenprozeß 1551
- Vorstufen zur Crailsheimer Hexenverfolgung
- Der Hexenprozeß von 1594
- Die Folgeprozesse
- Spätere Hexenprozesse
- Beurteilung der Crailsheimer Hexenprozesse
Quellen- und Literaturverzeichnis
Gernot Stepper
Die Crailsheimer Hexenprozeßakten
Musterseiten, Erläuterungen zur Transkription, Literaturverzeichnis
Gernot Stepper
Transkription der Crailsheimer Hexenprozeßakten
- Verhaftung der Ehefrau von Six Utz und deren Mutter (Roßfeld) wegen Kindermords und Hexerei (1551)
- Verdacht gegen Barbara Geltner, Kaplansehefrau (1590)
- Der Prozeß gegen Margaretha Dasing, Brigitta Winter, Anna Dasing und Eva Bröllochs sowie Anna Dürr und Justina Schramm (1594–1596)
- Der Prozeß gegen Anna Dürr (1594/95)
- Verdacht gegen Bürgermeisterswitwe Rosina Haug (1594)
- Der Prozeß gegen Eva Schober, ehemalige Pfarrfrau von Roßfeld, und Rosina Haug, Bürgermeisterswitwe (1595–1598)
- Der Prozeß gegen Apollonia Bauer und Anna Leipersberger (1596)
- Untersuchung gegen Michel Macks Tochter und Margaretha Köler (1596)
- Der Prozeß gegen Magdalena Ludwig aus Rot am See (1596)
- Verfahren gegen Barbara Ber von Weipertshofen (1603)
- Der Prozeß gegen Margaretha Werner (1604)
- Hinweis auf von der Stadt ausgelegte Malefitz-Unkosten und auf Anna Dasings Vermächtnis (1606)
- Hexenverfolgung in Gerabronn (1714): A. B. Fuchs (Schmalfelden), Ursula Lindner (Wallhausen)
Traudl Kleefeld
Hexenprozesse in Sugenheim 1596
Geschichtlicher Hintergrund und Kontext
Quellenlage
Hexenprozesse in Sugenheim – wie aus dem Lehrbuch 2.1 Ausgangssituation 2.2 Beginn und Verlauf der Hexenprozesse 2.3 Namensliste der Personen, gegen die in Sugenheim wegen Hexereiverdachts prozessiert wurde 2.4 Die Aussagen 2.4.1 Beweggründe 2.4.2 Buhlschaft mit dem Teufel 2.4.3 Hexentänze 2.4.4 Hexenflug 2.4.5 Untaten und Schadenszauber
Denunziationen und „Besagungen“ – eine zerstörerische Lawine
Familienbande
Im Sog des Geschehens
Die Zeit nach den Hinrichtungen
Das Schicksal weiterer Angeklagter
Verteilung der hinterlassenen Habe
Auswirkungen für die Familien der Verurteilten in der Folgezeit „Geilsucht“ und „Geldgeizigkeit“ – Ein Erklärungsversuch der Anna Schreiberin
Zusammenfassung und Ausblick, Quellen- und Literaturverzeichnis
Traudl Kleefeld und Gernot Stepper
Transkription der Sugenheimer Urgichten (1596)
- Heft
- Heft
Anhang
Traudl Kleefeld: Zusammenstellung der aufgefundenen Hexenverfahren im Bereich des Markgraftums Brandenburg-Ansbach
Traudl Kleefeld: Zusammenstellung der aufgefundenen Hexenverfahren im Bereich der Herrschaft Sugenheim
Abkürzungen, Glossar, Personenregister, Ortsregister, Verzeichnis der benutzten Archivbestände